05.08.2009 – Eine Schweinegrippe-Infektion gefährdet Schwangere und deren Ungeborene in besonderem Maße, weswegen sämtliche vorbeugenden Maßnahmen zum Schutz der Gesundheit ergriffen werden sollten. Darauf weist der Berufsverband der Frauenärzte (BVF) in München hin. „Werdende Mütter haben ein vierfach erhöhtes Risiko dafür, dass eine H1N1-Infektion schwer verläuft und lebensbedrohliche Lungenentzündungen und Atemprobleme auftreten. Infektionsrisiken sollten daher möglichst gering gehalten und bei ersten Erkrankungsanzeichen sollte ein Arzt aufgesucht werden“, betont Dr. Michael Wojcinski, Sprecher der Arbeitsgemeinschaft Impfen des BVF. Er bezieht sich dabei auf eine aktuelle US-amerikanische Untersuchung um Denise Jamieson vom Centre for Disease Control and Prevention (CDC), die vom Fachmagazin „Lancet“ vorab veröffentlicht wurde. In der Studie wurden 34 Schwangere untersucht, die nachweislich an einer H1N1-Infektion erkrankt waren. Für ein Drittel dieser Frauen machte die Ansteckung aufgrund ihres schweren Verlaufs einen Krankenhausaufenthalt notwendig. Bei infizierten Nicht-Schwangeren lag die Rate der Klinikaufenthalte dagegen mit nur acht Prozent deutlich niedriger.

Vor diesem Hintergrund betont der BVF die Notwendigkeit prophylaktischer Maßnahmen. „Schwangere sollten sich als eine der ersten Gruppen gegen beide Influenza-Erkrankungen impfen lassen, um ihr Erkrankungsrisiko zu minimieren. Bei einer Immunisierung jenseits des ersten Schwangerschaftsdrittels sind von Grippe-Impfstoffen keine Risiken für Mutter und Kind zu erwarten“, rät der Experte. Mit dieser Impfempfehlung schließt sich der BVF der Einschätzung des US-amerikanischen CDC an, der in den vergangenen Tagen mehrfach für eine bevorzugte Impfung Schwangerer aufgerufen hat. Dies nicht zuletzt auch deswegen, weil es seit dem Ausbruch der Schweine-Influenza in den USA zu mehreren tödlichen Erkrankungsverläufen bei Schwangeren gekommen war.

Den problematischen Infektionsverlauf führen die Mediziner auf die besondere hormonelle Situation zurück, die während der Schwangerschaft auch das Immunsystem sowie Herz und Lunge beeinflusst. Hinzu kommt, dass der wachsende Babybauch das Lungenvolumen zunehmend einschränkt, so dass Schwangere schwere Atemwegserkrankungen grundsätzlich schlechter kompensieren können.

Vorsichtsmaßnahmen sollten vollständig ausgeschöpft werden

Neben den Influenza-Schutzimpfungen, die beide erst im Herbst verfügbar sind, gilt es, für Schwangere bereits jetzt allgemeine Sicherheitsmaßnahmen wie Hygieneregeln zu beachten. Grundsätzlich sollte sich eine schwangere Frau von Menschen mit ansteckenden Krankheiten oder Symptomen wie hohem Fieber fernhalten. „Wir empfehlen werdenden Müttern rasch einen Arzt aufzusuchen, sobald sie Grippe-Symptome wie plötzliches Fieber, Halsschmerzen oder trockenen Husten an sich bemerken. In den ersten 24 Stunden nach Infektion sind antivirale Medikamente am wirkungsvollsten“, so der Gynäkologe. Aufenthalte in größeren Menschenansammlungen und Reisen sollten soweit wie möglich vermieden werden.

Frauen mit Kinderwunsch sollten vollständigen Impfschutz aufbauen

Frauen, die für die nächsten Monate keine Schwangerschaft ausschließen oder einen Kinderwunsch haben, sollten unbedingt wichtige Immunisierungen wahrnehmen. „Wir empfehlen Frauen, die eine Schwangerschaft in Erwägung ziehen, einen umfassenden Impfschutz, damit Infektionserkrankungen wie beispielsweise Windpocken, Hepatitis A und B oder Keuchhusten während der aktuellen Grippewelle praktisch ausgeschlossen werden können“, rät der Impfexperte. „Immunisierungen im Vorfeld der Schwangerschaft haben zudem den Vorteil, dass Antikörper während der Schwangerschaft auf das Ungeborene übergehen und auch das Baby vor Infektionen schützen können. Auch dieser „Nestschutz“ mag in Zeiten der Influenza von besonderer Bedeutung sein.“