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Endometriose ist weit mehr als „nur Regelschmerzen“. Schätzungsweise 10–15 % aller Frauen im gebärfähigen Alter sind davon betroffen – das bedeutet: etwa jede zehnte Frau. Trotz dieser Häufigkeit bleibt die Erkrankung oft lange unentdeckt. Zum einen, weil die Symptome individuell sehr unterschiedlich sein können, zum anderen, weil sie gesellschaftlich oft verharmlost werden. Doch wie ordnet sich Endometriose eigentlich im Vergleich zu anderen gynäkologischen Erkrankungen ein?

Häufig, aber lange unerkannt

In den westlichen Ländern ist Endometriose eine der häufigsten chronischen Erkrankungen bei Frauen zwischen Pubertät und Wechseljahren. Zum Vergleich: Myome, also gutartige Tumore in der Gebärmutter, treten bei 20–40 % der Frauen über 30 Jahren auf und sind damit zahlenmäßig häufiger – sie machen sich jedoch oft erst bei stärkeren Blutungen oder Druckgefühl bemerkbar. Polyzystisches Ovarialsyndrom (PCOS) hingegen betrifft rund 5–10 % der Frauen und ist ebenfalls eine hormonell bedingte Erkrankung mit Auswirkungen auf Zyklus, Hautbild und Fruchtbarkeit.

Auch funktionelle Zysten an den Eierstöcken sind weit verbreitet, meist jedoch harmlos und verschwinden von selbst. Vaginale Infektionen, wie etwa Pilzinfektionen, betreffen mehr als 75 % aller Frauen irgendwann im Leben, verlaufen jedoch meist akut und gut behandelbar. Gebärmutterhalskrebs hingegen ist dank Früherkennung durch den Pap-Abstrich relativ selten geworden (ca. 1–2 % der Frauen sind betroffen).

Endometriose – gravierende Auswirkungen

Was Endometriose von vielen anderen Erkrankungen unterscheidet, sind nicht nur die Schmerzen, sondern auch die chronische Natur der Beschwerden. Die typischen Symptome – starke Menstruationsschmerzen, chronischer Unterbauchschmerz, Schmerzen beim Geschlechtsverkehr, beim Wasserlassen oder Stuhlgang – können das tägliche Leben stark einschränken. Viele Betroffene berichten zusätzlich von Müdigkeit, Erschöpfung und einem erhöhten Leidensdruck.

Besonders gravierend: Unfruchtbarkeit ist eine häufige Folge. Studien zeigen, dass bis zu 40 % der ungewollt kinderlosen Frauen an Endometriose leiden – oft ohne es zu wissen.

Während Myome meist operativ gut entfernt werden können und PCOS hormonell behandelbar ist, gestaltet sich die Therapie bei Endometriose komplexer. Sie reicht von Schmerztherapie über hormonelle Behandlungen bis hin zu operativen Eingriffen. Dennoch ist die Erkrankung nicht heilbar, nur in ihrer Ausprägung kontrollierbar.

Die unterschätzte Erkrankung

Trotz der Verbreitung und der erheblichen Auswirkungen wird Endometriose häufig nicht ernst genommen – von der Gesellschaft, aber auch im medizinischen Alltag. Viele Frauen warten bis zu 10 Jahre auf eine Diagnose. Der Grund: Die Symptome werden als „normale Regelschmerzen“ abgetan oder fehldiagnostiziert.

Dabei ist eine frühzeitige Diagnose der Schlüssel für eine bessere Lebensqualität. Endometriose-Zentren und spezialisierte Gynäkolog*innen können Betroffenen gezielt helfen. Auch Selbsthilfegruppen und Aufklärungskampagnen spielen eine wichtige Rolle, um das Bewusstsein für diese Erkrankung zu stärken.

Fazit

Im Vergleich zu anderen gynäkologischen Erkrankungen ist Endometriose zwar nicht die häufigste, aber eine der am stärksten belastenden. Ihre vielfältigen Symptome, die Auswirkungen auf Fruchtbarkeit und Alltag sowie die lange Zeit bis zur Diagnose machen sie zu einer besonderen Herausforderung – für Medizin und Gesellschaft gleichermaßen.

Umso wichtiger ist es, über Endometriose zu sprechen, Symptome ernst zu nehmen und Betroffenen zuzuhören. Denn jede Frau verdient eine Diagnose. Und eine Perspektive.