Aktuell sind die Fallzahlen von Pertussis (Keuchhusten) in Europa und Deutschland alarmierend hoch. Seit Anfang des letzten Jahres verzeichnen die Länder einen signifikanten Anstieg der Inzidenzen. Das European Centre for Disease Prevention and Control (ECDC) meldet einen mehr als zehnfachen Anstieg der Pertussis-Fälle in den EU- und EWR-Ländern im Vergleich zu den Vorjahren. In Deutschland registrierte das Robert-Koch-Institut (RKI) für 2024 die höchsten Fallzahlen seit Beginn der Meldepflicht im Jahr 2013. Im Januar 2024 übertrafen die gemeldeten Fälle sogar die Zahlen des Vorjahres, mit 1.243 Fällenin den ersten fünf Wochen.
Besonders gefährdet sind Säuglinge unter einem Jahr. Diese Altersgruppe verzeichnet etwa 121,7 Fälle pro 100.000 Einwohner. Neugeborene haben ein unreifes Immunsystem und können den sich bildenden Schleim nicht selbst abhusten. Dies führt zu untypischen Krankheitsverläufen und erhöht das Risiko für schwere Komplikationen, einschließlich Erstickungstod. Statistiken zeigen, dass 93 % der erkrankten Säuglinge unter drei Monaten ins Krankenhaus müssen und etwa 75 % der Pertussis-bedingten Todesfälle in dieser Altersgruppe auftreten.
Säuglinge können erst ab dem vollendeten zweiten Lebensmonat im Rahmen der Sechsfachimpfung gegen Pertussis geimpft werden. Bis dahin besteht eine Schutzlücke, die eine Impfung der Mutter während der Schwangerschaft schließen kann. Die Ständige Impfkommission (STIKO) empfiehlt, die Mutter zu Beginn des dritten Trimenons mit einem Tdap- oder Tdap-IPV-Kombinationsimpfstoff zu impfen. Bei drohender Frühgeburt sollte die Impfung bereits im zweiten Trimenon erfolgen. Durch die maternale Immunisierung übertragen Mütter Antikörper auf das Kind, was den Nestschutz etabliert und das Risiko einer Pertussis-Infektion sowie schwerer Verläufe bei Neugeborenen deutlich reduziert.
Trotz dieser Empfehlungen und der Aufnahme der Impfung in den Mutterpass zeigen die Impfraten unzureichende Ergebnisse. Ein Bericht des RKI zeigt, dass im Jahr 2021 nur etwa 40 % der Schwangeren eine Pertussis-Impfung erhielten. Zudem waren 81 % der erkrankten Säuglinge nicht durch eine Impfung der Mutter geschützt.